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Teilzeit - Falle für Frauen?

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03.12.2010 Schlechteres Einkommen, kaum Aufstiegschancen? Besonders bei für Frauen in hoch qualifizierten Berufen gilt Teilzeit immer noch als der Karrierekiller.

Und in der Tat: Teilzeit ist in vielen Branchen immer noch Arbeit zweiter Wahl. Vorgesetzte unterstellen, dass Teilzeitkräfte auch nur teilweise engagiert seien, Vollzeit-Kollegen verabschieden sich mit einem hämischem "So schön wie du möchte ich es auch mal haben" oder grenzen Teilzeitbeschäftigte mit vorgeschobenen Argumenten wie "Du bist ja nie da" aus. Dabei beträgt der Anteil von Teilzeit an der Gesamtbeschäftigtenzahl mittlerweile ein Drittel, Mini-Jobs eingeschlossen. Frauen stellen etwa 85 Prozent der Teilzeitbeschäftigten, obwohl auch viele Männer zumindest in bestimmten Lebensphasen gerne kürzer treten würden. Aber das Negativimage verhindert dies.

Eigentlich absurd, denn bereits heute arbeiten lediglich noch 13 Prozent der Beschäftigten in Deutschland im Rahmen einer klassischen Arbeitswoche. Für alle Anderen sind Gleitzeit, Teilzeit, Schichtdienst, Überstunden oder flexible Arbeitszeiten an der Tagesordnung.

Wenn oft gegen zahlreiche Widerstände doch eine Teilzeitstelle gefunden wurde, gilt oft das No-Future-Problem. Denn Unternehmen verfolgen immer noch häufig die fixe Idee der hundertprozentigen Erreichbarkeit rund um die Uhr. In der Konsequenz werden Kompetenzen von Teilzeitkräften beschnitten. Gerade Männer werden dafür häufig belächelt. Obwohl die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Firmen meist positiv sind. Zahlreiche Studien bestätigen, dass es für Firmen nicht teurer, sondern deutlich billiger wird, mit Teilzeitkräften zu arbeiten.

Und der Wunsch nach Teilzeit künftig auch zunehmende Nachfrage erfahren wird. Zwar sind Kinder nach wie vor der dominierende Grund für Teilzeit, aber auch, sich um pflegebedürftige Verwandte zu kümmern oder der Wunsch, Zusatzausbildungen zu absolvieren, nehmen zu. Mit Vorteilen für die Unternehmen. In vielen Betrieben und Dienstleistungsbereichen wären Maschinenlaufzeiten und Servicezeiten gar nicht möglich. Saisonal verteilte Arbeitszeiten erlauben die Anpassung an saisonal existierende Nachfrageschwankungen.

Außerdem haben verschiedene Untersuchungen ergeben, dass zwei Teilzeitkräfte, die sich eine Stelle teilen, deutlich mehr leisten als eine Vollzeitkraft. Gespart wird von den Teilzeitkräften nämlich nicht am Jobeinsatz, sondern am Tratsch in der Kaffeeküche.

Auch Männer entscheiden sich zunehmend für Teilzeit. Seit 1991 hat sich ihr Anteil immerhin von 2 auf 8% erhöht. Selbst bei McKinsey ist dies zwischenzeitlich angekommen. Gute und flexible Arbeitszeitmodelle werden beim Kampf um Jobtalente immer wichtiger. Besonders die Gruppe der unter 25jährigen Männer interessiert sich massiv dafür, Arbeitszeit entsprechend der eigenen Lebensbedürfnisse einteilen zu können.

Die Unternehmen müssen sich endlich darauf einstellen. Begehrte Fachkräfte werden sich künftig vielleicht eher für den Arbeitgeber entscheiden, der ihnen den Freiraum zur phasenweisen Arbeit im Home-Office und flexiblen Arbeitszeitgestaltung ermöglicht. Das Image von Teilzeit wird sich wandeln, ebenso wie gesellschaftliche Werte und Haltungen.

Eigentlich ist schon heute klar: Wer rechnen kann, fördert Teilzeitmodelle. Das muss nur noch bei manchen ständig Flexibilität fordernden, aber selbst völlig unflexiblen Chefs in den Führungsetagen ankommen. Wohltuende Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel.

Ruth Fischer-Pusch
0711/16581-26

Letzte Änderung: 03.12.2010

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